15.01.2011
Wien: „CARMEN“ bis 5. März
Zum umjubelten Erfolg wurde die "CARMEN" am 15. Januar 2011 in Wien. Roberto Paternostro leitete die Wiederaufnahme und ist mit Bizets Werk bis Anfang März in weiteren Vorstellungen am Pult der Volksoper: 26. und 28. Januar, 19. Februar und 5. März.
Weitere Vorstellungen an der Volksoper:
W.A. Mozart „Die Zauberflöte“ am 2. und 8. März 2011
J. Strauß „Die Fledermaus“ am 15., 18. und 24. Februar 2011
www.volksoper.at
"NEWS" Aufsteiger der Woche
Roberto Paternostro. Der österreichische Chefdirigent des Israel Chamber Orchestra dirigiert an der Volksoper eine musikalisch tolle "Carmen". Jubel für ihn und für Zoryana Kushpler (Carmen), Mehrzad Montazeri (José), Caroline Melzer (Micaela).
Rezension: Der Neue Merker
Wien/ Volksoper: „CARMEN“ am 15.1.2011
Schon im Vorspiel wurde klar: diese Carmen wird alles andere als eine gemächliche Repertoire-Vorstellung. Roberto Paternostro, der vom Karajan-Assistenten über Kassel zum Chef des Israel Chamber Orchstra avanciert ist, legte sich voll ins Zeug. Er begann geradezu schwindelerregend mit der „Zirkus-Musik“, stellte im Mittelteil (mit dem Escamillo-Motiv) auf Beruhigung um und erzielte in der finalen Schlüsselszene musikalische Tristan-Intensität.
Und die Besetzung konnte voll mithalten. Die aus der Staatsoper „ausgeborgte“ Zoryana Kushpler hat das gewisse Etwas für die Titelpartie; die aus der Ukraine stammende Mezzosopranistin fängt die Männer mit eher herbem Charme ein: sie ist unangepasst und widerspenstig, ihr Singen betont den Wechsel zwischen Tiefe und Mittellage – und wenn eine gewisse Höhenschärfe technisch bewältigt werden kann – dann wird sie als Carmen bald international reüssieren. Großartig auch ihre beiden männlichen Gegenspieler: Mehrzad Montazeri strahlt als Don José am Beginn noch etwas Braves, Angepasstes aus – ein Muttersöhnchen, der über Carmen zu sich selbst findet und auch zu seinen agressiven seelischen Abgründen. Stimmlich schafft er den Bogen zwischen dem lyrischen Duett mit der ausgezeichneten Micaela- Debütantin- Caroline Melzer über eine intensive Blumen-Arie zu den Herzblut-Szene im 3. und 4.Akt. Und man hat nicht das Gefühl, dass sich hier ein Sänger mit allzu viel Einsatz schadet. Die Stimme findet bei allen Ausbrüchen den richtigen Sitz, die Gefühle kochen hoch und dennoch bleibt alles unter Kontrolle. Die Opernbühne hat mit dem Wahlösterreicher aus dem Iran und Kmentt-Schüler jedenfalls einen idealen Don José.
Großen Erfolg verbucht auch ein neuer Escamillo aus Aserbeidschan – Alik Abdukayumov hat die richtige Stimme für den Torero – ein Bassbariton mit der nötigen Höhe; optisch erinnert er eher an den Chef einer Auto-Handels-Filiale; aber bei der durch und durch stimmungstötenden Inszenierung von Guy Joosten (Bühne Johannes Leiacker,Kostüme Karin Seydtle) spielt das auch keine entscheidende Rolle. Caroline Melzer ist übrigens eine moderne, emanzipierte Micaela, die nur von der Mutter „verkuppelt“ werden soll und sich selber gar keine Illusionen macht. Ihr Singen ist selbstbewusst und sehr ansprechend – die Höhe sitzt; aber gegen Carmen hat sie nie eine Chance!
Erfrischend die beiden Buffo-Paare: Beate Ritter (Rollendebüt) und Elvira Soukop als Frasquita und Mercedes sind jung, fröhlich und der ideale Kontrast zur kratzbürstigen „Carmencita“. Und die beiden Schmuggler Dancairo – Gyula Orendt (Rollendebüt)- und Remendado - Paul Schweinester - fallen durch feschen Charme ebenso auf wie durch Musikalität in ihren Ensemble-Szenen. Bleibt noch Jan Martinik als etwas unprofilierter Zuniga zu erwähnen. Aber den ewigen Lockungen Carmens ist er auf fast drollige Art verfallen.
Und an diesem Abend war es ein ganzes, ausverkauftes Opernhaus am Währinger Gürtel. Nein, mit Repertoire-Routine hatte diese 131. Vorstellung wirklich nichts zu tun. Friedrich Nietzsche hat schon gewusst, warum er nach seinem Bruch mit Richard Wagner ausgerechnet das Hauptwerk von George Bizet als „Gegenbeispiel“ wählte. Und Robert Paternostro sollte öfter im Haus am Währingergürtel eingesetzt werden.
Peter Dusek
Weitere Vorstellungen an der Volksoper:
W.A. Mozart „Die Zauberflöte“ am 2. und 8. März 2011
J. Strauß „Die Fledermaus“ am 15., 18. und 24. Februar 2011
www.volksoper.at
"NEWS" Aufsteiger der Woche
Roberto Paternostro. Der österreichische Chefdirigent des Israel Chamber Orchestra dirigiert an der Volksoper eine musikalisch tolle "Carmen". Jubel für ihn und für Zoryana Kushpler (Carmen), Mehrzad Montazeri (José), Caroline Melzer (Micaela).
Rezension: Der Neue Merker
Wien/ Volksoper: „CARMEN“ am 15.1.2011
Schon im Vorspiel wurde klar: diese Carmen wird alles andere als eine gemächliche Repertoire-Vorstellung. Roberto Paternostro, der vom Karajan-Assistenten über Kassel zum Chef des Israel Chamber Orchstra avanciert ist, legte sich voll ins Zeug. Er begann geradezu schwindelerregend mit der „Zirkus-Musik“, stellte im Mittelteil (mit dem Escamillo-Motiv) auf Beruhigung um und erzielte in der finalen Schlüsselszene musikalische Tristan-Intensität.
Und die Besetzung konnte voll mithalten. Die aus der Staatsoper „ausgeborgte“ Zoryana Kushpler hat das gewisse Etwas für die Titelpartie; die aus der Ukraine stammende Mezzosopranistin fängt die Männer mit eher herbem Charme ein: sie ist unangepasst und widerspenstig, ihr Singen betont den Wechsel zwischen Tiefe und Mittellage – und wenn eine gewisse Höhenschärfe technisch bewältigt werden kann – dann wird sie als Carmen bald international reüssieren. Großartig auch ihre beiden männlichen Gegenspieler: Mehrzad Montazeri strahlt als Don José am Beginn noch etwas Braves, Angepasstes aus – ein Muttersöhnchen, der über Carmen zu sich selbst findet und auch zu seinen agressiven seelischen Abgründen. Stimmlich schafft er den Bogen zwischen dem lyrischen Duett mit der ausgezeichneten Micaela- Debütantin- Caroline Melzer über eine intensive Blumen-Arie zu den Herzblut-Szene im 3. und 4.Akt. Und man hat nicht das Gefühl, dass sich hier ein Sänger mit allzu viel Einsatz schadet. Die Stimme findet bei allen Ausbrüchen den richtigen Sitz, die Gefühle kochen hoch und dennoch bleibt alles unter Kontrolle. Die Opernbühne hat mit dem Wahlösterreicher aus dem Iran und Kmentt-Schüler jedenfalls einen idealen Don José.
Großen Erfolg verbucht auch ein neuer Escamillo aus Aserbeidschan – Alik Abdukayumov hat die richtige Stimme für den Torero – ein Bassbariton mit der nötigen Höhe; optisch erinnert er eher an den Chef einer Auto-Handels-Filiale; aber bei der durch und durch stimmungstötenden Inszenierung von Guy Joosten (Bühne Johannes Leiacker,Kostüme Karin Seydtle) spielt das auch keine entscheidende Rolle. Caroline Melzer ist übrigens eine moderne, emanzipierte Micaela, die nur von der Mutter „verkuppelt“ werden soll und sich selber gar keine Illusionen macht. Ihr Singen ist selbstbewusst und sehr ansprechend – die Höhe sitzt; aber gegen Carmen hat sie nie eine Chance!
Erfrischend die beiden Buffo-Paare: Beate Ritter (Rollendebüt) und Elvira Soukop als Frasquita und Mercedes sind jung, fröhlich und der ideale Kontrast zur kratzbürstigen „Carmencita“. Und die beiden Schmuggler Dancairo – Gyula Orendt (Rollendebüt)- und Remendado - Paul Schweinester - fallen durch feschen Charme ebenso auf wie durch Musikalität in ihren Ensemble-Szenen. Bleibt noch Jan Martinik als etwas unprofilierter Zuniga zu erwähnen. Aber den ewigen Lockungen Carmens ist er auf fast drollige Art verfallen.
Und an diesem Abend war es ein ganzes, ausverkauftes Opernhaus am Währinger Gürtel. Nein, mit Repertoire-Routine hatte diese 131. Vorstellung wirklich nichts zu tun. Friedrich Nietzsche hat schon gewusst, warum er nach seinem Bruch mit Richard Wagner ausgerechnet das Hauptwerk von George Bizet als „Gegenbeispiel“ wählte. Und Robert Paternostro sollte öfter im Haus am Währingergürtel eingesetzt werden.
Peter Dusek