10.10.2012

ein Beethoven, wie wir ihn lange nicht gehört haben - Kritik Mannheim

Beim Akademiekonzert überzeugt das NTO unter Echo-Preisträger Roberto Paternostro mit der „Pastoralen“


Beethoven kommt mit Macht



... ein Beethoven, wie wir ihn lange nicht gehört haben. Kompakt, perfekt und klanglich feinstens austariert - so klingt Beethovens hellste, positivste und an Spannung ärmste Sinfonie vom NTO [Nationaltheater Orchester Mannheim] unter Paternostro. Alles gelingt: die angenehme Weichheit im ersten Satz mit seinen plauderhaften Themen und Motiven, die in ein Fest der Natur münden; die leuchtenden Farben der Instrumentenkopplungen in der "Szene am Bach" mit ihren vielen Soli (von Flötist Matthias Wollenweber, Oboistin Daniela Tessmann, Klarinettist Manfred Klein und Fagottistin Annette Klein bestens vorgetragen) und den luftigen Vogelrufen am Ende; und schließlich das mit dem Dreiklangsmotiv von Klarinette und Horn (Ulrike Hupka) eingeleitete große Finale, in dessen Verlauf Beethoven dann doch noch ein paar Septakkorde und Dissonanzen auffährt, um der Sinfonie einen gewissen dramatischen Bogen zu verleihen und die "mit Dank an die Gottheit verbundenen Gefühle" größer erscheinen zu lassen.

Bei all dem, also der Strenge des Schlags, den Paternostro unprätentiös und deutlich vorgibt, wirkt, was das NTO macht, auch noch sehr entspannt. Die Musiker lassen Beethoven kommen, und der kommt mit aller Macht, mit Logik und Geschlossenheit, die uns eines fast schon wieder vergessen lässt: Dieser Abend will ja etwas erzählen, er hat ein Programm. Doch die Musik selbst ist vielleicht immer noch das beste Programm und das auferlegte nur eine Krücke. Großer Jubel am Ende - das ist nach diesem ruhigen Werk nicht normal - was uns wiederum von einem gelungenen Abend erzählt.


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© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 10.10.2012


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